Stofftier-Krake

Labrador Henry liebt Stofftiere. Leider hat seine geliebte Krake die besten Tage hinter sich. Es muss ein neues Stofftier genäht werden.

Die Vorbereitung

Unser Labrador Henry liebt Stofftiere. Sie halten auch erstaunlich lange. Nur wenn Herrchen und Hundchen ein kleines Zerrspielchen mit dem Stofftier machen, gibt der Stoff irgendwann mal nach. So hat auch diesem Exemplar ergangen.
Vorsorglich nähe ich also einen Nachfolger, damit es nicht später zu einem traurigen Hundegesicht kommt.

Stofftierkrake mit offener Naht.
Krake hat es nicht leicht bei uns

Schnittmuster: Wende-Oktopus von Pattydoo (stellt Pattydoo als Freebie zur Verfügung). Klickt euch einfach mal durch die Seite, sie machen tolle Sachen zu kleinem Preis und mit tollen Erklär-Videos. Klingt wie Werbung – ist es auch, aber auch das for free. Ich werde nicht gesponsert.

Schnittmusterteile ausgebreitet auf einer Schneidematte
Schnittmuster ausgeschnitten

Meine Abwandlung des Schnittmusters: Ich mache keinen Oktopus zum wenden. Das ging beim ersten Mal nicht sehr lange gut. Wir haben 2 Hunde und sie hatten die Wendung relativ bald auseinandergezogen. Das finde ich nicht so toll. Die Hunde hat das natürlich nicht gestört.
Bei uns heißt das Stofftier übrigens “Krake” – es räumt sich schneller auf, wenn man Henry auffordert “hol Krake”.

Zurück zum Thema: Wenn du dir das Schnittmuster heruntergeladen hast, druckst du es aus und schneidest es aus. Dann sollte es so ungefähr aussehen, wie auf meinem Bild oben.

Dann kommt die Stoffauswahl. Ich bediene mich bei meinen Stoffresten und wähle Softshell. Den hier hatte ich mir für eine lange Jacke bei Stoffe-Hemmers gekauft. Die haben eine große Auswahl. Das ist aber nicht der einzige Stoffhändler bei dem ich kaufe. Nur ein Tipp – Softshell bekommt man aber wirklich fast überall.

Karton mit  Stoffresten und uns Stoffreste aus Softshell
Stoffauswahl: Softshell

Das Schnittmuster muss auf den Stoff. Ich nutze dafür einen Kreidestift.

Schnittmusterteil für den Kopf der Krake liegt auf einem Stoffstück. Ein Kreidestift liegt auf dem Stoff.
Schnittmuster auf den Stoff übertragen
Auf der Schneidematte ist das Schnittmusterteil vom Krakenkopf. Auf dem Stoff ist das Schnittmusterteil 4 Mal aufgezeichnet.
Kopfteile vom Oktopus

Die Kopfteile brauche ich 4 Mal.

Der Krakenfuß liegt auf dem Stoff. Darüber liegt der Kreidestift.
Krakenfuß übertragen
Auf der Schneidematte liegt der Softshell und alle Teile sind aufgezeichnet.
Alle Teile des Schnittmusters übertragen

Wenn alle Teile auf das Schnittmuster übertragen wurden. Wird ausgeschnitten. Schere oder Rollschneider kommen zum Einsatz.

Auf der Schneidematte liegen die ausgeschnittenen Teile der Stoffkrake.
Alle Schnittteile sind zugeschnitten

Die 4 Kopfteile sind zugeschnitten. Die beiden Fußteile sind nur grob zugeschnitten. Die schneide ich erst nach dem zusammennähen aus.
Auf das eine Fußteil habe ich den Schnitt für die Nähführung mit dem Kreidestift übertragen. Das untere Teil ist sozusagen blanko.

Auf dem Laptop ist ein Bild von einem Gesicht zu sehehn. Das Gesicht soll geplottet werden.
Cricut Design Space ist geöffnet

Um dem Stofftier ein niedliches Gesicht zu geben, habe ich mich entschlossen ein Gesicht zu plotten.
Mein Material hierfür ist Smart Iron-on für den süßen kleinen Plotter von Cricut. Der kleine Plotter reicht für meine Zwecke völlig aus.

Ein kleiner Plotter bearbeitet die Plotterfolie auf einer Schneidematte für Plotter.
Smart Iron-on von Cricut im Plotter

Diese Folie ist zum einbringen in den Stoff. Das Material kommt mit der glänzenden Seit nach unten. Eigentlich braucht die Smart-Reihe keine Schneidematte drunter. Aber da ich ein Reststück verwende, lege ich es einfach auf die Matte und lasse den Plotter dann loslegen.

Das Gesicht für die Krake ist geplottet und wird entgittert.
Plott muss entgittert werden

Nachdem die Folie geschnitten ist, muss sie noch entgittert werden. Das macht man von der Unterseite (also die Seite die nicht glänzt).

Das Gesicht ist entgittert. Das Werkzeug zum entgittern liegt auf einem Tisch.
Das Gesicht ist entgittert

Nun muss nur noch das Gesicht auf ein Kopfteil aufgebracht werden. Auch hier verwende ich das Kleinstgerät von Cricut: Die Mini-Presse. Press vorheizen auf Stufe 3.
Schon einmal das Gesicht auf den Stoff auflegen.
Zum Schutz ist ein Holzbrett unter dem Stoff.

Ein Stoffteil für den Kraken liegt auf einem Holzbrett. Darauf liegt die Plotterfolie mit dem Gesicht. Im Hintergrund ist eine kleine Presse zu sehen.
Plott und Stoff vereinigen
Die kleine Presse ist jetzt auf dem Arbeitsstück. Zu unterst  das Holzbrett, dann der Stoff, die Folie, Backpapier und darauf steht die kleine Presse.
Das Gesicht wird aufgepresst

Nicht direkt auf den Plott pressen. Ich verwende ein Stück Backpapier zum Schutz und lasse die Presse mehrfach, mit leichtem Druck über den Plott gehen.

Das Gesicht der Krake ist jetzt auf das Stoffstück geplottet.
Gesicht ist fertig

Die Folie vorsichtig abziehen. Bei mir hat es sich ganz leicht voneinander getrennt. Nun auskühlen lassen.
Presse aus – Licht aus. Nähen und fertigstellen kommt im nächsten Beitrag dran.

Wie ich wurde was ich bin: Nähbegeistert

In meiner Kindheit wurde ich geprägt von Eltern, die handwerklich sehr begabt waren. Als Kind habe ich das nicht richtig wahrgenommen, jedoch wurde mir beim erstellen dieses Beitrags bewusst wie sehr mich das bei meiner Hobbyauswahl beeinflusst hat. Als junge Erwachsene wollte ich immer gerne handwerklich arbeiten, aber Schulwerken oder die Handarbeitsstunde in der Schule waren nicht von Erfolg gekrönt. Die Werke aus diesen Stunden waren nicht zum vorzeigen geeignet. So dachte ich viele Jahre: Das kann ich nicht. Hier sind die Stationen der frühen Marker in der Kindheit bis hin zu dem, was ich jetzt mache.

  1. Ende der 1960er Jahre – Mütterliche Handarbeitskunst. In unserer Kindheit wurden meine Schwester und ich von unserer Mutter regelmäßig mit selbst gehandarbeitetem ausgestattet. Auch unsere Puppen erhielten immer wieder neue Outfits. Da unsere Mutter früh verstarb, konnte sie ihr Wissen nicht an uns weitergeben.

Zwei Mädchen sitzen auf einem Sessel und lächeln in die Kamera. Die kleine Blonde trägt ein rotes Kleid. Die dunkelhaarige Schwester trägt ein braunes Kleid. Das Bild ist ungefähr 1969 entstanden.
Meine Schwester und ich Ende der 1960er Jahre (ich bin die Kleine rechts)

2.  Das Puppenhaus. Weihnachten 1971 brachte der Weihnachtsmann mein Puppenhaus. Mein Vater baute es. Es gab kleine Türen und funktionierende Beleuchtung. Die Ausstattung kam von meiner Mutter. Kleine Gardinen und Bettwäsche – alles handgenäht. Das Puppenhaus blieb noch viele Jahre. Ich habe es sehr geliebt und habe mich echt schwer getan es herzugeben. 

Das Puppenhaus 1971

  

3. Vaters Leitsatz. In meiner Kindheit war es immer eine große Freude bei meinem Vater in der Werkstatt aufzutauchen. Mein Vater tischlerte leidenschaftlich gern. Ich wollte auch etwas bauen. Die Standardantwort darauf: “Du bist ein Mädchen – Du kannst das nicht”. So hat sich dieser Satz eingeprägt. Wahrscheinlich wollte er nur, dass ich mir nicht versehentlich die Finger absäge.

Bis zur 4. Station vergingen Jahrzehnte, in denen mein Wunsch nach Kreativität sehr tief schlief.

4. Hauskauf Nummer 2 Im Dezember 2004 zogen wir in unser neues altes Haus Baujahr 1905. Hierfür verkauften wir unseren Neubau und zogen ins Abenteuer. Vorbei das Mädchen-Mantra “Du bist ein Mädchen – Du kannst das nicht”. Dieses Haus hatte eine schier endlose To-Do-Liste. Unser Haus ist mein größter Lehrmeister zum Thema Selbermachen. Übrigens – mein erster Blog bei dem ich mir so manchen Frust von der Seele geschrieben habe.

Ein altes Haus aus der Gründerzeit. Stuckelemente an den Mauern. Es ist renovierungsbedürftig.
Unser Haus am Deich 2004

5. 2015 war es so ungefähr, als immer mehr Kunden meines Hundeladens nach individuellen Produkten fragten. Ich kaufte die Produkte bei kleinen Manufakturen ein. Wirtschaftlich war das nicht. Ein Steuerprüfer konnte gar nicht glauben wie klein die Margen waren. Es musste eine andere Lösung her.

6. 2016 ermutigte mich meine Freundin  zum nähen. Von ihr lernte ich die Basics. Zunächst mit unzureichendem Equipment war das nicht immer ein großer Spaß. Mit besserer Ausrüstung und den Erfolgen wuchs der Spaß. Allerdings auch die Hundeladen-Aufträge für selbst bestickte Halsbänder und dergleichen. Ich kam an meine Grenzen. Individuelle Halsbänder haben einen hohen Beratungsbedarf.

Hundehalsband in blau, rot und weiß. Es ist mit Neopren gefüttert und hat ein maritimes Muster.
Halsband aus der eigenen Herstellung

7. 2018/2019 war der Entschluss gefasst den Hundeladen aufzugeben. Der Preiskampf mit den Großen der Branche und natürlich mit dem großen A war nicht zu gewinnen. Mittlerweile kamen bestickte Halsbänder in Windeseile aus China. Die Gewinnmargen stürzten regelrecht ab. Bei einer Veranstaltung fragte mich die Standnachbarin, ob ich denn noch immer Spaß am Hundeladen-Business hätte. Zu meinem eigenen Erstaunen musste ich mir selbst die Frage mit einem Nein beantworten. Kurz später zog ich die Reißleine und die Reste vom Hundeladen ruhen im Nebengebäude.

8. Tutorials schaffen Klarheit. Seit 2020 nähe ich nur noch für mich und meine Lieben. Einfach nur noch zum Spaß. Ich probiere aus was mir in den Sinn kommt. Dabei hat sich schon eine stattliche Menge an Tutorials angesammelt. Meine Erfahrungen möchte ich mit diesem Blog gerne teilen.

Mit meinem Hobby habe ich vor allen Dingen mir bewiesen: YES I CAN! Manchmal braucht es halt etwas länger um Glaubenssätze, die in der Kindheit geprägt wurden zu durchbrechen.

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