Wie ich wurde was ich bin: Nähbegeistert

In meiner Kindheit wurde ich geprägt von Eltern, die handwerklich sehr begabt waren. Als Kind habe ich das nicht richtig wahrgenommen, jedoch wurde mir beim erstellen dieses Beitrags bewusst wie sehr mich das bei meiner Hobbyauswahl beeinflusst hat. Als junge Erwachsene wollte ich immer gerne handwerklich arbeiten, aber Schulwerken oder die Handarbeitsstunde in der Schule waren nicht von Erfolg gekrönt. Die Werke aus diesen Stunden waren nicht zum vorzeigen geeignet. So dachte ich viele Jahre: Das kann ich nicht. Hier sind die Stationen der frühen Marker in der Kindheit bis hin zu dem, was ich jetzt mache.

  1. Ende der 1960er Jahre – Mütterliche Handarbeitskunst. In unserer Kindheit wurden meine Schwester und ich von unserer Mutter regelmäßig mit selbst gehandarbeitetem ausgestattet. Auch unsere Puppen erhielten immer wieder neue Outfits. Da unsere Mutter früh verstarb, konnte sie ihr Wissen nicht an uns weitergeben.
Zwei Mädchen sitzen auf einem Sessel und lächeln in die Kamera. Die kleine Blonde trägt ein rotes Kleid. Die dunkelhaarige Schwester trägt ein braunes Kleid. Das Bild ist ungefähr 1969 entstanden.
Meine Schwester und ich Ende der 1960er Jahre (ich bin die Kleine rechts)

2.  Das Puppenhaus. Weihnachten 1971 brachte der Weihnachtsmann mein Puppenhaus. Mein Vater baute es. Es gab kleine Türen und funktionierende Beleuchtung. Die Ausstattung kam von meiner Mutter. Kleine Gardinen und Bettwäsche – alles handgenäht. Das Puppenhaus blieb noch viele Jahre. Ich habe es sehr geliebt und habe mich echt schwer getan es herzugeben. 

Das Puppenhaus 1971

  

3. Vaters Leitsatz. In meiner Kindheit war es immer eine große Freude bei meinem Vater in der Werkstatt aufzutauchen. Mein Vater tischlerte leidenschaftlich gern. Ich wollte auch etwas bauen. Die Standardantwort darauf: “Du bist ein Mädchen – Du kannst das nicht”. So hat sich dieser Satz eingeprägt. Wahrscheinlich wollte er nur, dass ich mir nicht versehentlich die Finger absäge.

Bis zur 4. Station vergingen Jahrzehnte, in denen mein Wunsch nach Kreativität sehr tief schlief.

4. Hauskauf Nummer 2 Im Dezember 2004 zogen wir in unser neues altes Haus Baujahr 1905. Hierfür verkauften wir unseren Neubau und zogen ins Abenteuer. Vorbei das Mädchen-Mantra “Du bist ein Mädchen – Du kannst das nicht”. Dieses Haus hatte eine schier endlose To-Do-Liste. Unser Haus ist mein größter Lehrmeister zum Thema Selbermachen. Übrigens – mein erster Blog bei dem ich mir so manchen Frust von der Seele geschrieben habe.

Ein altes Haus aus der Gründerzeit. Stuckelemente an den Mauern. Es ist renovierungsbedürftig.
Unser Haus am Deich 2004

5. 2015 war es so ungefähr, als immer mehr Kunden meines Hundeladens nach individuellen Produkten fragten. Ich kaufte die Produkte bei kleinen Manufakturen ein. Wirtschaftlich war das nicht. Ein Steuerprüfer konnte gar nicht glauben wie klein die Margen waren. Es musste eine andere Lösung her.

6. 2016 ermutigte mich meine Freundin  zum nähen. Von ihr lernte ich die Basics. Zunächst mit unzureichendem Equipment war das nicht immer ein großer Spaß. Mit besserer Ausrüstung und den Erfolgen wuchs der Spaß. Allerdings auch die Hundeladen-Aufträge für selbst bestickte Halsbänder und dergleichen. Ich kam an meine Grenzen. Individuelle Halsbänder haben einen hohen Beratungsbedarf.

Hundehalsband in blau, rot und weiß. Es ist mit Neopren gefüttert und hat ein maritimes Muster.
Halsband aus der eigenen Herstellung

7. 2018/2019 war der Entschluss gefasst den Hundeladen aufzugeben. Der Preiskampf mit den Großen der Branche und natürlich mit dem großen A war nicht zu gewinnen. Mittlerweile kamen bestickte Halsbänder in Windeseile aus China. Die Gewinnmargen stürzten regelrecht ab. Bei einer Veranstaltung fragte mich die Standnachbarin, ob ich denn noch immer Spaß am Hundeladen-Business hätte. Zu meinem eigenen Erstaunen musste ich mir selbst die Frage mit einem Nein beantworten. Kurz später zog ich die Reißleine und die Reste vom Hundeladen ruhen im Nebengebäude.

8. Tutorials schaffen Klarheit. Seit 2020 nähe ich nur noch für mich und meine Lieben. Einfach nur noch zum Spaß. Ich probiere aus was mir in den Sinn kommt. Dabei hat sich schon eine stattliche Menge an Tutorials angesammelt. Meine Erfahrungen möchte ich mit diesem Blog gerne teilen.

Mit meinem Hobby habe ich vor allen Dingen mir bewiesen: YES I CAN! Manchmal braucht es halt etwas länger um Glaubenssätze, die in der Kindheit geprägt wurden zu durchbrechen.

8 Gedanken zu „Wie ich wurde was ich bin: Nähbegeistert“

  1. Gratuliere zum ersten Eintrag 🙂
    Ich hatte in der Live-Sendung von Judith dein Startfoto gesehen in den Kommentaren, da musste ich einfach gucken 🙂
    Liebe Grüsse und gutes Gelingen,

    Britta

  2. Ich bin stolz, die Freundin zu sein, die Dich mit dem „Näh-Gen“ infiziert hat. Ich genieße unsere wöchentlichen Nähstunden via Skype und wünsche mir sehr, dass das noch ewig so weitergeht.

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